Begegnungen und Geschichten von unterwegs

26.11.2024 | TauschHausMobil

Wenn in Mecklenburg-Vorpommern einmal pro Woche das TauschHausMobil des FAL e.V. durch die kleinen Dörfer entlang der historischen Lehm- und Backsteinstraße oder zum Plauer Wochenmarkt fährt, dann finden unterwegs nicht nur unerwartete Begegnungen und besondere Gespräche zwischen fremden Menschen im öffentlichen Raum statt, sondern auch mitgebrachte Gegenstände und ihre Geschichten eine neue Heimat.

Wangelin, Ganzlin, Retzow, Klein Damerow, Darß, Wilsen, Kreien, Broock, Barkow, Gnevsdorf oder Plau am See: Das sind nicht nur idyllische Dörfer und Kleinstädte im Landkreis Ludwiglust-Parchim. Die elf Ortschaften bilden zudem den geographischen Mittelpunkt und die Basis des wöchentlichen Rundkurses, den die Aktiven des Vereins mit ihrem umgebauten Posttransporter seit Anfang Mai jeweils montags oder dienstags ansteuern.

Das TauschHausMobil ist ein innovatives Projekt, das Menschen im ländlichen Raum zusammenbringt. Dabei geht es nicht nur um den Tausch von Dingen und Alltagsgegenständen, sondern um die Begegnung und den Dialog zwischen Menschen, die sich sonst im ländlichen Raum Mecklenburg-Vorpommerns kaum noch begegnen, sagt Marion Eschenbach, die das Projekt zusammen mit Michael Weser leitet und umsetzt.

»Das ländliche Leben in unserer Region ist geprägt von der Abwesenheit großer Einkaufszentren oder Sportstudios. Die Einwohner/innen treffen sich traditionell an den Haltestellen der mobilen Bäcker- und Fleischerautos oder auf dem Wochenmarkt, wo sich für einige die einzigen Kontakte zu ihren Mitmenschen ergeben. Diese regelmäßigen Treffen wollen wir mit unserem Projekt nutzen, um nicht nur Alltägliches, sondern auch Besonderes zu teilen – Geschichten, Erinnerungen, Gegenstände mit persönlichem Wert.«

Dann werden im Rahmen der Zwischenstopps antike Bücher für hübsche Zuckerdosen getauscht, finden ausrangierte Dekopuppen ein neues Zuhause, dann wird die Geschichte eines nie genutzten selbstgenähten Festkleids erzählt und altes Geschirr weckt Erinnerungen an vergangene Zeiten. Für Marion Eschenbach machen insbesondere diese »unerwarteten Erlebnisse und kleinen Momente« das Projekt aus. Durch das Tauschen und das Gespräch darüber entstünden »alltagsnahe und vertrauensvolle Situationen zwischen Menschen, die aus unterschiedlichen Lebenswelten stammen und die aus unterschiedlichen Gründen nicht mobil sein können oder wollen«. Nach mittlerweile mehr als dreißig Fahrten sei zu beobachten, dass die Akzeptanz des Angebots steige und immer mehr Menschen das TauschHausMobil aktiv aufsuchen, freut sich Marion Eschenbach über erste Erfolge.

Die Geschichten der Nutzerinnen und Nutzer werden in einem Social-Media-Tagebuch gesammelt und nach Projektende in einer »Ausstellung der ertauschten Erfahrungen« präsentiert. Doch bis es soweit ist, gehen Marion und Michael auch im kommenden Jahr noch einige Male mit ihrem TauschHausMobil in der Region auf Tour und freuen sich über und auf neue Geschichten und »Begegnungen, die bewegen«.