08.10.2024 | Kaffeeklatsch bei Bergmann's
Immer dienstags und donnerstags verwandeln sich zwei Bäckereifilialen in Erfurt in lebendige Treffpunkte: dann wird der Kaffee nicht mehr allein mit einer Zeitung in der Hand getrunken oder nebenbei das Smartphone bedient, sondern der Austausch mit anderen Gästen gesucht. Und so kommt es, dass rüstige Rentnerinnen mit sprachlernenden Migranten über Gott, die Welt und über all das plaudern, was sie im Alltag vor Ort bewegt.
Treten Kundinnen und Kunden an einem Dienstagnachmittag in die hellen Geschäftsräume einer Bäckereifiliale in der Erfurter Maximilian-Welsch-Straße, liegt in der Luft ein typischer Geruch: der Duft frisch gebackenen Brots mischt sich dann mit dem Aroma dampfenden Kaffees zu einer unverwechselbaren Mischung.
Und diese Mischung steht auch sinnbildlich für das Projekt der Bürgerstiftung Erfurt. Es soll an einem Ort des täglichen Lebens, der Bäckereifiliale um die Ecke, dafür sorgen, dass Menschen in ganz unterschiedlichen Lebenslagen, unterschiedlichen Kulturen und Alters unkompliziert miteinander ins Gespräch kommen. Ein »Kaffeeklatsch« ist laut Duden ein umgangssprachlicher Ausdruck für ein gemütliches Zusammensein mit Plauderei bei Kaffee und Kuchen – und ein solches Zusammensein bildet den Kern des Angebots der Bürgerstiftung Erfurt.
Ziel ist es, »den Spaß am Gespräch und Austausch zu wecken und sich über eigene und gesellschaftliche Themen auszutauschen«, erläutert Daniela Malz, die den »Kaffeeklatsch bei Bergmann’s« seit Beginn des Projekts im Mai 2024 leitet. Sie spricht die Besucher/innen der Bäckereifilialen an und lädt spontan an die vorbereitete Kaffeetafel zum Austausch ein. Ob Urlaubsreisen, Museumsbesuche oder alltagsnahe Dinge – die Themen, die dann »auf die Tische kommen«, seien so vielfältig wie die Menschen selbst. Und falls es mit dem Reden mal nicht so klappen wolle, werde auch schon einmal ein Kartenspiel ausgepackt.
Wichtig sei es, betont Daniela Malz, dass die Bäckereien in unterschiedlichen Stadtvierteln liegen, um unterschiedliche Gruppen – Arbeiterinnen, Rentner ebenso wie Studierende und Menschen mit Migrationshintergrund – ansprechen zu können. So entwickele sich der Erfurter Stadtteil Brühl derzeit »zu einem Wohnquartier mit hoher Lebensqualität«, während sich das Wohnquartier an der Magdeburger Allee stärker mit sozialen und wirtschaftlichen Herausforderungen konfrontiert sieht. An beiden Standorten wird das offene Gesprächsangebot durch die Bürgerstiftung Erfurt fortlaufend weiter bekannt gemacht.
Doch ganz egal, in welchem Stadtteil das Projekt gerade stattfindet, ein Grundsatz der Begegnungsarbeit gelte dabei für jeden Standort, sagt Daniela Malz: »Unser Projekt lebt von der Neugier auf die Mitmenschen in der Nachbarschaft. Und mit unseren Gesprächsangeboten wollen wir diese wecken und fördern.«