»Eine Struktur, die Ängste abbaut und Sicherheit schafft«

06.05.2025 | Gamechanger

Jeden Mittwoch um 15 Uhr bereiten Projektleiterin Annett Ochla und Laura Kießling die wöchentlichen Spieletreffen im KreativSpace, einer Musterwohnung der Wohnungsbaugenossenschaft Brandenburg eG (WBG), vor. Auch wenn der Treffpunkt des Begegnungsprojektes in Brandenburg-Hohenstücken über den Winter nach drinnen wechseln musste, kommen die Spiel- und Plauderbegeisterten aus der Nachbarschaft verlässlich bereits dreißig Minuten vor Beginn, um beim Decken des Tisches mit Gesellschaftsspielen, Kaffee und mitgebrachtem Kuchen zu helfen. Und noch bevor die Würfel fallen, bringt man sich auf den aktuellen Stand: Was gibt's Neues aus dem Quartier?

Im Stadtteil Hohenstücken lebt fast die Hälfte der Menschen allein. Die Gefahr von sozialer Isolation ist entsprechend hoch und damit einhergehend auch die Gefahr für einen Vertrauensverlust in ein funktionierendes Miteinander und die Demokratie, wie jüngste Wahlergebnisse zeigen. Seit letztem Jahr setzt das Projekt »Gamechanger – Spielend zum sozialen Zusammenhalt« hier an und bringt Menschen, denen im Alltag oft ein passender Rahmen für Begegnung fehlt, auf spielerische Weise miteinander ins Gespräch. Ermöglicht wird einerseits der Austausch verschiedener Perspektiven und das Hinterfragen der eigenen Haltung, das Begegnungsprojekt schafft aber auch ganz praktisch Kontakt zwischen Menschen, die sich bei Alltagsproblemen unterstützen. Ob Hausaufgaben- oder Nachbarschaftshilfe – der Bedarf ist groß, die Hilfsbereitschaft noch größer. So entstehen wertvolle Verbindungen im Quartier. 

Annett Ochla, Vorständin des Vereins BÄR meets ADLER e.V., die das Projekt »Gamechanger« gemeinsam mit Laura Kießling leitet, erläutert, warum das Vorhaben gerade in Brandenburg-Hohenstücken so wichtig ist:

Die zentrale Wiese an der Friedrich-Grasow-Straße, auf der das Projekt vergangenen Sommer gestartet ist, bietet die passende Fläche: Sie ist gut einzusehen, leicht erreichbar und offen für alle. 

Annett Ochla beschreibt den Projektort:

Was braucht es, um gelingende Begegnungen zu gestalten? Und warum ist es für die Ansprache sinnvoll, auf Glückskekse als kleine »Icebreaker« zurückzugreifen?

Laura Kießling identifiziert neben der Wahl des Projektortes vor allem Gastgeberqualitäten als weiteren wichtigen Erfolgsfaktor:

Und wenn sich erst einmal eine Gruppe wiederkehrender Teilnehmender gebildet hat? Wie wirkt das auf anderen Anwohnerinnen und Anwohner? Das Projektteam hat positive Erfahrungen gemacht. 

Annett Ochla berichtet, wie sich die Wiese manchmal wie von selbst füllt:

Der niedrigschwellige Zugang ist für das Projekt genauso wichtig wie die frühzeitige Ansprache der Menschen vor Ort, die durch eine Vorab-Befragung auf verschiedenen Sprachen einbezogen wurden. Hierfür war das Projektteam im Quartier inmitten der fünfstöckigen Plattenbauten mit Zettel und Stift unterwegs und interviewte die Bewohner/innen. 

Laura Kießling erläutert den partizipativen Auswahlprozess der richtigen Spiele für das Projekt:

Was als einfache Einladung zum Mitspielen begann, entwickelt sich zunehmend zu einem Impulsgeber für ein lebendigeres und inklusiveres Miteinander im Stadtteil. Begegnung auf Augenhöhe zwischen Jung und Alt, gegenseitiges Interesse und viel Hilfsbereitschaft prägen die Atmosphäre.

Annett Ochla berichtet von einem Impuls der Beteiligten im Projekt zur weiteren Vernetzung innerhalb der Nachbarschaft:

Auch andere lokale Akteure wie die Wohnungsbaugenossenschaft, die das Projekt von Beginn an unterstützt hat, haben den Bedarf an frei zugänglichen Begegnungsorten und deren Beitrag zum sozialen Zusammenhalt im Quartier erkannt und unterstützen das Vorhaben. Ein Mitglied des WBG-Vorstands hat zu Beginn des Projekts sogar selbst an den Treffen teilgenommen.

Annett Ochla beschreibt, wie die Wohnungsbaugenossenschaft das Projekt unterstützt und sich für eine Verstetigung engagiert:

Die Projektleiterinnen schätzen das entstandene Vertrauen sehr, und sehen, dass die Spieletreffs durch die erfolgreiche und kontinuierliche Präsenz im Quartier etabliert werden konnten. Mit Freude blicken sie auf den anbrechenden Frühsommer, in dem das Projekt wieder unter freiem Himmel stattfindet. Bis Ende Mai ist der Verein mit dem Projekt noch in Hohenstücken aktiv und wird die Spieletreffen dann in die Hände der Nachbarschaft übergeben.