27.08.2024 | Bella Park
Ratternde Nähmaschinen, hüpfende Tischtennisbälle, lautes Lachen oder konzentrierte Stille: seit Anfang April gehört all das fast schon zum Alltag im Heidelberger »Bella Park«. Dabei ist der Park mehr als ein Ort, an dem Veranstaltungen stattfinden. Hier treffen sich unterschiedlichste Menschen: Babys und Opis, Wohnungslose und wohlhabende Bürgerinnen, Punks und Versicherungsangestellte, Ur-Heidelberger und Geflüchtete. Gemeinsam entsteht so auf einer öffentlichen Grünfläche zwischen Heidelberger Hauptbahnhof und Römerkreis ein Park für alle.
Das Projekt des Vereins gegen Müdigkeit e.V. möchte in Heidelberg einen Quartierstreff ohne Konsumzwang etablieren. Bespielt wird eine urbane Grünfläche, die jahrelang vernachlässigt wurde. Das sozialräumliche Umfeld ist komplex: Bahnhof, Discounter, Wettbüro, Wohnungen, Treffpunkt für Süchtige und die Shuttle-Haltestelle eines großen Erstaufnahmelagers für Geflüchtete. Ziel ist es, gemeinsam mit den Nutzenden, der Nachbarschaft und weiteren Stadtbewohner/innen die Grünflächen zu beleben. Dabei versteht sich Bella Park als ein Prozess aktiver Stadtgestaltung und als »Experiment an den Schnittstellen zwischen kultureller Stadtentwicklung, Kunst im öffentlichen Raum und Gemeinwesenarbeit«, sagt Jasper Schmidt, einer der Mitgründer des Projekts. »Bella Park ist die gemeinsame Vision, aus dem Ort einen öffentlichen Raum zu machen, der Menschen zusammenbringt und ganz unterschiedliche Nutzungen ermöglicht«.
Das Zentrum von Bella Park bildet ein »Gesellschaftskiosk« mit regelmäßigen Öffnungszeiten und vielfältigem Programm. Der Kiosk dient als »Zentrale und Keimzelle für Begegnung und Gestaltung des Ortes«, erläutert Ute Seitz, neben Jasper Schmidt eine der Ideengeberinnen des Projekts. Seit der Eröffnung des Gesellschaftskiosks Anfang April ist vor Ort bereits viel passiert: es wurde gespielt und getanzt, geredet und gelauscht, genäht und gebaut. Das gemischte Publikum schafft eine »schöne Atmosphäre« und fängt Konflikte auf, die vor Projektstart an der Tagesordnung waren. »Wir wollen durch Begegnungen neue Perspektiven aufzeigen und einen neuen Blick auf die Welt gewinnen. Und auch wenn sie nicht dieselbe Sprache sprechen: beim Spielen, Tanzen und Bauen lernen sich die unterschiedlichen Nutzergruppen kennen und schieben vorschnelle Urteile beiseite«, sind sich Ute und Jasper sicher.
Vorläufiger Höhepunkt des Projekts war ein Parkfest, das an drei sommerlichen Tagen Anfang Juli unter anderem mit Live-Musik und DJs, mit Flohmarkt und Upcycling-Modenschau, mit Tischtennis und Schach, mit kreativem Möbelbau sowie mit leckerem Essen und eiskalten Getränken die Menschen aus der Nachbarschaft und die Besucher/innen des Parks zusammengebracht hat.
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