Gespräche zum Stand der Dinge

In Bad Nauheim wird der aktuelle »Stand der Dinge« immer zweimal in der Woche ermittelt. Nämlich immer dann, wenn das gleichnamige, vom Mütter- und Familienzentrum e.V. initiierte Angebot dienstags und freitags lebendiger Teil des Wochenmarkts in der Bad Nauheimer Innenstadt ist. Seitdem erproben die Aktiven auf vielerlei Weise, welche Möglichkeiten der Markt für Begegnung und Dialog einander fremden Menschen bietet.

Zwei Mal pro Woche herrscht besonders geschäftiges Treiben in der Innenstadt von Bad Nauheim, einer historischen Kurstadt mit etwa 33.000 Einwohner/innen im hessischen Wetteraukreis. Denn Dienstagnachmittag und Freitagvormittag ist in der Fußgängerzone Markt – ein beliebter Treffpunkt für Jung und Alt, für Groß und Klein, für Arm und Reich, für Einheimische und Zugezogene.

Der angesprochene »Stand der Dinge« ist ein eigener kleiner Marktstand auf dem Wochenmarkt, ein »gemütlicher Ort der Begegnung«, der mit Tisch und Stühlen, mit Teppichen, Kaffee und Tee sowie Gebäck die Menschen zum Verweilen einlädt. »Unser Ziel ist, möglichst viele unterschiedliche Menschen miteinander ins Gespräch zu bringen, Perspektiven auszutauschen und kennenzulernen«, sagt Florian Jung, der das Projekt des gemeinnützigen Bad Nauheimer Mütter- und Familienzentrums leitet und gemeinsam mit einem Team aus Haupt- und Ehrenamtlichen umsetzt. Ob Bodenzeitung, ein Lesemarathon im Rahmen der Bad Nauheimer Inklusionswoche, Gesprächstische zu einem festen Monatsthema oder eine persönliche Geschichtentauschbörse: Ganz nach Marktfrauenmanier gehen er und seine Mitstreiter/innen auf die Menschen zu und lotsen sie mit ihren verschiedenen Angeboten und Aktionen zum Stand, die ebenso »bunt gemischt« sind wie die Besucherinnen und Besucher selbst.

Dabei gäbe es manche Herausforderung zu bewältigen, sagt Florian Jung und verweist nicht nur auf das wechselhafte Wetter, das einen großen Einfluss auf die Besucherzahlen habe, sondern auch auf die Schwierigkeit, im Trubel des Markts mit seinen Angeboten aufzufallen. Zudem sei es, selbst an einem öffentlichen Ort wie es ein Marktplatz ist, gar nicht so leicht, »stille Gruppen der Gesellschaft« und Menschen, die sich im Alltag »normalerweise« nicht begegnen, am Stand miteinander zu verbinden. »Es gibt solche Situationen und wir arbeiten daran, dass es mehr werden«, sagt Florian Jung mit Blick auf die Ziele des Projekts.

Dennoch sind er und sein Team insgesamt »sehr zufrieden« mit dem bisherigen Verlauf. Seit dem Start des Projekts im vergangenen Mai »haben wir viele interessante Gespräche geführt, Menschen aus ganz unterschiedlichen Lebenswelten kennengelernt und stets gutes Feedback erhalten«, sagt Florian Jung und hofft, »dass wir mit unserem Angebot zumindest im Kleinen dazu beitragen, Menschen in ihren Lebenswelten und -entscheidungen zu bestärken und ihnen zu zeigen, dass sie nicht alleine sind.«